Tafel 9
Juden in der Zweiten Republik (1918-39). Wirtschaft


Fabrik und Palast von Israel Kalmanowicz Poznański in Łódź, 19. Jahrhundert. Poznański ist ein erfolgreicher Unternehmer aus einer assimilierten jüdischen Familie. Im Jahre 1928 beschäftigt die Poznański-Fabrik 10.000 Personen.

Markt in Gorlice (östlich von Krakau), 1932. Einige Berufe wie der Perücken-, Hut- und Schumacher sowie Goldschmiede werden fast ausschließlich von Juden ausgeübt.

Jahrmarkt in Rokitno Wołyńskie (Ostpolen). Ein Drittel der jüdischen Bevölkerung lebt vom Handel.

Ein jüdischer Drucker. Im Druckereiwesen spielen die Juden eine große Rolle.

Die Lubartowska Straße im jüdischen Viertel von Lublin.

Porträt des Arztes Dr. Bernard Kupczyk (1870-1941). Die freien Berufe sind bei den Juden sehr populär. 1931 sind 56 Prozent aller Ärzte und 33 Prozent aller freien Juristen in Polen Juden.

Dr. Natan Löwenstein (gestorben 1932), Vertreter der Lemberger Rechtsanwaltskammer, Abgeordneter des österreichischen Parlaments, im unabhängigen Polen Abgeordneter des Gesetzgebenden Sejms.

Die Mostowa Straße in Warschau, 1937

Die Wirtschaftskrise in der Zwischenkriegszeit trifft alle Einwohner Polens. Die Kleinhändler und Handwerker, von denen zwei Drittel Juden sind, sind am stärksten betroffen. Der Anteil der Juden beträgt im Kleidungs- und Ledergewerbe 50 Prozent und im Kleinhandel 70 Prozent. Die Juden sind in überwiegender Mehrheit Stadtbewohner. Sie leben nicht nur in den Großstädten, wo sie über ein Drittel der Bevölkerung ausmachen, sondern auch in Kleinstädten, in denen sie häufig weit mehr als 50 Prozent der Einwohner stellen.

Es gibt nur wenige reiche jüdische Unternehmer. Die meisten Juden leben in Armut. Viele Juden glauben daher, durch Bildung eine bessere Chance im Leben zu erhalten. Unter den jungen Juden ist vor allem das Jura- und Medizinstudium beliebt, um nach Studienabschluß eine eigene Kanzlei oder eine Praxis zu eröffnen. Die Beamtenlaufbahn bleibt den Juden praktisch verschlossen.

Leopold Julian Kronenberg (1849-1937), Finanzier, Vorsitzender der großen Handelsbank in Warschau bis 1926 (gegründet von seinem Vater Leopold), Mitbegründer der Warschauer Philharmonie.





     
A & K Woźniak