Tafel 11
Soziale und politische Tätigkeit (1918-39)


Konferenz Jüdischer Kaufleute, Warschau 1922. In der jüdischen Gesellschaft der Zwischenkriegszeit spielen zahlreiche Vereine und Verbände fast aller Lebensbereiche eine wichtige Rolle.

Abraham Ozjasz Thon (1870-1936), Rabbiner, Doktor der Philosophie, Abgeordneter des Sejm, einer der Führer der zionistischen Bewegung. Die Zionisten streben die Gründung eines jüdischen Staates in Palästina an. Kurz- und mittelfristig setzen sie sich für die Verbesserung der rechtlichen Lage der Juden in Polen, für die Entwicklung der weltlichen hebräischen Kultur und für die Vorbereitung der Jugend auf das Leben im zukünftigen Staat Israel ein.

Präsidium der Rabbinerkonferenz in Warschau im Jahre 1932. Es ist das Leitungsgremium der Agudat Israel (Vereinigung Israels) der nichtzionistischen orthodoxen Juden. Sie lehnt aus religiösen Gründen die Ziele der Zionisten ab. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Einhaltung der jüdischen Gesetze, auf die Verteidigung der Bürgerrechte der Juden sowie auf die Wohlfahrts- und Hilfstätigkeiten.



Mai-Kundgebung vor dem Sitz des Bundes (Allgemeiner jüdischer Arbeiterbund). Redner ist einer seiner Führer, Henryk Ehrlich (1882-1941), der später in der Sowjetunion ermordet wird. Die im Bund versammelten Sozialisten sehen in einer grundlegenden Umgestaltung des polnischen politischen Systems zum Sozialismus die Möglichkeit der Gleichberechtigung der Juden und der Wahrung der Rechte jeder Nation.

Bedeutende Aktivisten der Partei Poale Zion Linke (Arbeiter Zions Linke). Die Partei vertritt den linken Flügel des sozialistisch orientierten Teils der zionistischen Bewegung.

Vorstand der jüdischen Glaubensgemeinde in Skierniewice (südwestlich von Warschau). Der rechtliche Status, die Organisation und Funktionsweise der Gemeinde wird durch Verordnungen des polnischen Präsidenten aus den Jahren 1927 und 1928 festgelegt. Die Gemeinden sorgen für alle religiösen Belange der örtlichen jüdischen Gesellschaft und können sich darüber hinaus im Bereich der Wohlfahrt betätigen, Stiftungen gründen und Kontrolle über das jüdische religiöse Schulwesen ausüben.

Der Präsident der Polnischen Republik Ignacy Mościcki während eines Besuches der Ferienkolonie für polnische und jüdische Kinder in der Puszcza Kampinoska (Waldgebiet westlich von Warschau), 1930.


Das Nebeneinander von Juden und Polen führt zur Entstehung eines eigenständigen und intensiven politischen und sozialen Lebens. So sind mehrere jüdische politische Parteien aktiv. Ihr Spektrum reicht von den sozialistischen über zionistische bis zu konservativen Parteien. Nicht zuletzt aufgrund des wachsenden Antisemitismus erfreuen sich die Zionisten der größten Popularität. Neben den Parteien gibt es eine Vielfalt von religiösen Verbänden, Selbsthilfe- und Wohltätigkeitsorganisationen, Gesellschaften zur Förderung des jüdischen Bildungswesens und von Sportklubs.


Der Zentralverband Jüdischer Handwerker in Polen bei einem Kundgebungsumzug in Warschau im Jahre 1933.





     
A & K Woźniak