Tafel 19
Die Überlebenden des Holocausts


Lublin 1946. Jüdische Kinder, die im Lubliner Gebiet gerettet wurden. Die Anzahl der geretteten jüdischen Kinder wird auf ca. 5.000 geschätzt. Ein Teil von ihnen überlebt, von den Eltern getrennt und bei polnischen Familien versteckt. Gegenüber der Umgebung werden sie häufig als verwaiste Familienmitglieder ausgegeben. Ein anderer Teil findet Zuflucht in klösterlichen und städtischen Waisenheimen.

Kürschnerabteilung der Boruchowicz-Schneidergenossenschaft "Zgoda" in Breslau, 1946. In den ersten Nachkriegsjahren erlebt das jüdische Genossenschaftswesen eine Blüte.

Pogrom in Kielce, 1946. Begräbnis der Opfer. Einige Juden waren mit Stangen, Steinen und durch Kopfschüsse getötet, andere waren aus Fenstern gestoßen oder im Fluß ertränkt worden.

Pogrom in Kielce. Begräbnis der Opfer. Diejenigen, die sich aktiv am Pogrom beteiligt hatten, werden von den Behörden zur Teilnahme am Begräbnis gezwungen.

Überlebende des Pogroms während der Feierlichkeiten anläßlich des 50. Jahrestages, Kielce, 7. Juli 1996. Der Pogrom in Kielce ist in Polen bis heute Gegenstand von Diskussionen und amtlichen Untersuchungen. Es gibt Indizien für eine Provokation der sowjetischen Geheimpolizei (NKWD) bei der Auslösung des Pogroms. Gemäß dieser Hypothese hat der NKWD die antisemitische Stimmung in Polen genutzt, um den Westen von der brutalen Einführung des neuen antidemokratischen Systems in Polen und von den durch die Kommunisten gefälschten Volksabstimmungsergebnissen abzulenken.

Jüdisches Komitee in Bielawa (südlich von Breslau, zuvor Langenbielau), 1945/46. Der größte Teil der aus der Sowjetunion zurückkehrenden polnischen Juden wird in die sogenannten Wiedergewonnenen Gebiete (ehemalige deutsche Gebiete) geschickt. In Bielawa bilden die Juden die Bevölkerungsmehrheit.

Szene aus dem Schauspiel "Der Dibbuk" (1951-56). Praktisch direkt nach Ende der deutschen Besatzung entwickelt sich schnell wieder ein jüdisches Theaterleben. Ende 1950 wird aus mehreren Theaterbühnen das Staatliche Jüdische Theater in Warschau gebildet, das von der bekannten Schauspielerin Ida Kamińska geleitet wird.

Zerstörte Grabplatte auf dem symbolischen Grab für 8.000 Juden aus Kulmhof (Chełmno), Mai 1946. Nach der Befreiung kommt es zu vielen antisemitischen Vorfällen, wie z.B. Schändungen jüdischer Friedhöfe.

Pogrom in Kielce, 1946. Eine über den Särgen der Ermordeten weinende Frau.

Gedenktafel für die ermordeten Juden. Sie befindet sich an der Wand des Hauses in Kielce in der Planty Straße 7, in dem die Ereignisse stattgefunden hatten. Die Tafel wird am 44. Jahrestag des Pogroms auf Initiative Lech Wałesas, dem Führer der Gewerkschaft Solidarność, angebracht.

Weihnachtsbaum im jüdischen Kinderkrankenhaus (Łódź, 50er Jahre). Der Gesundheitszustand der geretteten Kinder ist schlecht. Viele von ihnen benötigen psychiatrische und psychologische Betreuung. Häufig kehren die Ängste aus der Zeit der Besatzung, die Bilder der Ermordungen, der Verstecke und Gewalttaten zurück. Die wichtigste Aufgabe jüdischer Organisationen nach dem Kriege ist daher, den Kindern Voraussetzungen für die Rückkehr in ein normales Leben zu schaffen.

Von ungefähr 3,5 Millionen Juden, die 1939 in Polen leben, überleben lediglich 50-80.000 den Holocaust. Hinzu kommen ungefähr 200.000 polnische Juden, die den Krieg in der Sowjetunion überleben. Alle Zentren jüdischen Lebens in Polen sind zerstört.

Auch nach dem Krieg fühlen sich die Juden in Polen nicht sicher. Ursache ist die immer noch herrschende antisemitische Stimmung, die nach der Machtübernahme der Kommunisten an Stärke gewinnt. Der Mythos einer jüdisch-kommunistischen Verschwörung lebt weiter. Er wird durch die Tatsache verstärkt, daß Juden wichtige Funktionen in dem unter sowjetischem Einfluß etablierten polnischen Staatsapparat bekleiden, insbesondere in der politischen Polizei. Am 4. Juli 1946 werden während eines Pogroms in Kielce (nördlich von Krakau) 42 Juden ermordet. Den dort ansässigen Juden wird zuvor ein ritueller Mord unterstellt. Der Pogrom löst unter den polnischen Juden eine Panik aus. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft verlie-rend, verlassen sie zu Tausenden das Land.

Ruinen der Großen Synagoge in Warschau, 1943 von den Deutschen in die Luft gesprengt.





     
A & K Woźniak