Tafel 5
Die jüdische Gemeinde in der Neuzeit


Jüdischer Verbrecher, der in einem Vorraum einer Vorstadtsynagoge in Lemberg in Ketten gelegt ist. Die Strafen im jüdischen Rechtswesen in Polen reichen von Geldbußen und Gefängnis über die Verbannung bis zum Ausschluß aus der jüdischen Gemeinde. Die schärfste dieser Strafen beraubt den Schuldigen seiner Chasaka-Rechte, wie des Wohnrechtes in der Stadt und des Rechtes zur Berufsausübung.

Parochet (Toravorhang), der die Tür zum Aron ha-Kodesch (Toraschrein) verhüllt, Ende des 17. Jahrhunderts. Der Vorhang teilt symbolisch den heiligen Ort (sacrum) - den Schrein mit der Torarolle - vom profanen Ort. Er wird im Gottesdienst bei der Entnahme der Tora feierlich geöffnet.

Rabbi Samuel Elieser Edels, um 1560 bis 1631. Er ist Rektor der Posener Jeschiwa sowie Rabbi in Chełm, Lublin und Ostróg und schreibt Talmudkommentare.

Grabdenkmal (Matzewa) des berühmten Krakauer Rabbiners Moses Isserles auf dem Remuh-Friedhof in Krakau, 16. Jahrhundert mit der Inschrift: "... Seit Moses bis Moses ist unter dem Volk Israel keiner geboren, der Moses gleich wäre ..."

Holztür zur Bima (zentrale erhöhte Stelle, wo die Tora gelesen wird) in der Remuh-Synagoge in Krakau, Anfang 17. Jahrhundert. Auf der rechten Türseite (auf dem Foto links) befindet sich eine Menora (siebenarmiger Leuchter). Die linke Türseite (auf dem Foto rechts) zeigt Brote auf Regalen und die Aufschrift: "Und lege stets geweihte Brote auf den Tisch vor mir." (Exodus 25,30).

Jüdischer Heiratsvertrag (Ketubba) zwischen Schulima Lewkowicz und Marianna Lejzorowicz aus dem Jahre 1743. Der Bräutigam übergibt der Braut während der Hochzeit die Ketubba. Sie beschreibt die Verpflichtungen des Bräutigams gegenüber der Braut und garantiert ihr eine finanzielle Absicherung im Falle seines Todes oder einer Scheidung.

Seite aus dem Siddur (Gebetsbuch), wahrscheinlich Krakau 15./16. Jahrhundert. Das Gebetsbuch ist handschriftlich auf Pergament abgefaßt und enthält einen Kalender, Sabbatvorschriften und Texte zu den Gebeten an Feiertagen. Es stammt aus dem Besitz des bedeutenden Zaddik (Gerechter) Israel Friedmann (gestorben 1850) aus Różyn bei Kiev.

Inneres der Synagoge in Łańcut (westlich von Przemyśl). In der Synagoge aus dem Jahre 1761 befindet sich heute ein jüdisches Museum.

Jüdische Kapelle, 1778. Jüdische Feste werden häufig von Musik begleitet. Mit besonderem Aufwand werden die Hochzeiten gefeiert. Auch bei Festen des polnischen Adels spielen die prunkvollen jüdischen Musikkapellen.

In jeder größeren Stadt bilden die Juden eine Gemeinde (Kahal). Sie wird von Rabbinern und von jüdischen Ältesten geleitet. Ihrer Verwaltung untersteht die gesamte jüdische Bevölkerung. Der christliche Stadtrat hat kein Recht, sich in die Angelegenheiten der jüdischen Gemeinde einzumischen. Der Kahal ist für den Bau von Synagoge, Friedhof, Mikwe (Ritualbad) und anderer öffentlicher Einrichtungen sowie für deren Pflege zuständig. Er führt die Aufsicht über die Schulen, sowie über das Gerichts- und Steuerwesen.

Jede jüdische Gemeinde besitzt eine Schule, da für Juden das Lesen- und Schreibenlernen verpflichtend ist. Jungen beginnen den Unterricht in den Chedern (Schulen), schon mit vier Jahren. In vielen Städten, wie z.B. Krakau, Lublin und Lemberg, entstehen Jeschiwas (Talmudhochschulen), wo die jungen Männer hauptsächlich die Tora und deren Kommentare studieren.

Ein Schammes (Diener der Synagoge) ruft zum Gebet in die Synagoge. Der Schammes ruft die Gläubigen in die Synagoge, indem er mit dem Türklopfer oder einem Holzhammer an die Türen der jüdischen Häuser schlägt. Fromme Juden besuchen zweimal am Tag die Synagoge zum Gebet und zum Studium der Tora.





     
A & K Woźniak