Tafel 21
Beginn eines schwierigen Dialogs


Jan Karski, Kurier des polnischen Untergrundes im Zweiten Weltkrieg, Fürsprecher einer polnisch-jüdischen Annäherung auf einem Treffen mit Juden im Staatlichen Jüdischen Theater in Warschau, 2. Februar 1997.

Zwanzig "Gerechte unter den Völkern" (Nicht-Juden, die während der Naziherrschaft ihr Leben riskiert haben, um Juden zu retten) während der Feierlichkeiten der Verleihung von Medaillen im Staatlichen Jüdischen Theater in Warschau am 23. Oktober 1996. Bis heute erhielten über 4.000 Polen diese Ehrung.

Bild aus dem Film "Shoah" von Claude Lanzman über den Holocaust (1985). Polnische Bauern aus der Umgebung Treblinkas äußern sich zum Thema Juden. Dieser Film, der in einigen Sequenzen eine Mitschuld der Polen am Holocaust suggeriert, löst Kontroversen unter Polen im In- und Ausland aus.

Papst Johannes Paul II. verabschiedet sich mit einem Händedruck von Dr. Szymon Datner, Ehrenvorsitzender des Verbandes der Jüdischen Kultusgemeinden in Polen am 14. Juni 1987 während einer Audienz in Warschau. Bei jedem Besuch in seiner Heimat trifft sich der Papst mit Vertretern der jüdischen Bevölkerung.

Im Namen der israelischen Regierung überreicht der Botschafter Israels in Polen, Gershon Zohar, eine Medaille "Gerechte unter den Völkern".

Am 11. Juni 1995 stellt Prälat Henryk Jankowski, Pfarrer der Brigittenkirche in Danzig während einer Predigt unter Anwesenheit des Präsidenten Lech Wałesa, das Symbol des Davidsterns mit den Symbolen von Hakenkreuz sowie Hammer und Sichel gleich. Nachdem die Weltöffentlichkeit gegen diese Äußerung protestiert, wird sie auch von kirchlichen und staatlichen Stellen in Polen stark kritisiert.

Artikel Jan Błońskis unter dem Titel "Arme Polen schauen auf das Ghetto" im "Tygodnik Powszechny" (einer katholischen Wochenzeitung) aus dem Jahre 1987, eine offene Diskussion über "unsere Sünden und Schwächen" den Juden gegenüber fordert. Diese Artikel löst eine heftige Kontroverse in Polen aus.

Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel hält anläßlich des 50. Jahrestages des Kielcer Pogroms eine Rede. Mit seiner Bemerkung, sämtliche religiöse Symbole, darunter auch Kreuze, seien aus den ehemaligen Konzentrationslagern zu entfernen, löst er eine Debatte über die Ehrung der Opfer in Auschwitz aus. Daß diese Äußerung in Anwesenheit der höchsten Staats- und Kirchenvertreter geschieht, überschattet die Feierlichkeiten als "kleiner", aber für die Polen empfindlicher Zwischenfall.

Die Gewerkschaft "Solidarność" sprengt die Mauer des Schweigens um die polnisch-jüdischen Beziehungen. Im Jahre 1983 wird ein Appell von bekannten, aus Polen stammenden und im Westen lebenden Persönlichkeiten veröffentlicht (u.a. von Simon Wiesenthal und Jan Karski). Er ruft zur Beendigung des Gegeneinanders auf und schlägt vor, sich auf das zu konzentrieren, was heute die Polen und Juden verbinden sollte. Ein Jahr später findet ein polnisch-jüdisches Treffen in Oxford statt; es folgen weitere in Krakau und Jerusalem. Später werden zahlreiche Diskussionen und Seminare organisiert. 1986 wird eine Kommission des Polnischen Episkopates für den Dialog mit dem Judaismus gebildet. Vier Jahre später nehmen Polen und Israel die im Jahre 1967 unterbrochenen diplomatischen Beziehungen wieder auf. Meilensteine auf dem Weg zu einer polnisch-jüdischen Versöhnung sind der Besuch des Papstes Johannes Paul II. in Auschwitz und die Rede Präsident Lech Wałesas im israelischen Parlament, der Knesset.

Papst Johannes Paul II. während seines Besuches in Auschwitz-Birkenau, 7. Juni 1979. Wichtige Schritte auf dem Weg zur Annäherung von Christentum und Judentum sind die Erklärung des 2. Vatikanischen Konzils "Nostra aetate" aus dem Jahre 1965 sowie die Wahl eines polnischen Papstes auf den Heiligen Stuhl. Er macht die Umsetzung der Entscheidungen des Konzils zu einer Hauptaufgabe während seines Pontifikates.





     
A & K Woźniak