„Der Rest blieb nicht schweigend”
über das Schicksal von Dawid Rubinowicz und seines „Tagebuchs“
Dawid Rubinowicz wurde am 27. Juli 1927 geboren. Sein Vater, Josek (Józef) war Milchmann in Krajno, einem Dorf in der Nähe von Kielce. Die Mutter Dawids, Tauba, blieb zu Hause und kümmerte sich um die Kinder. Oft leistete sie auch den Nachbarn aus der Gegend medizinische Hilfe. Sie war Hebamme, konnte Verletzungen und Wunden pflegen und kleinere Beschwerden behandeln. Die Einwohner von Krajno hatten gute Beziehungen zu der Familie Rubinowicz. Es gab nicht viele jüdischen Familien, die in den Dörfern in der Gegend von Kielce wohnten. Bis 1942 wohnten in Krajno nur sieben jüdische Familien.
Dawid ging zur polnischen Schule. Durch
die überlieferten Zeugnissen weiß man, dass er ein guter Schüler war. Seine
Schulfreunde hielten ihn für einen aufgeschlossenen und freimütigen Jungen, der
hilfsbereit und vor allem sehr weltoffen war. Sowohl die Mitschüler als auch die
Lehrer mochten ihn gerne. In der Schule galt er den anderen Schülern als Vorbild.
Am 1. September 1939, als Dawid in die siebte Klasse kam, brach der Zweite
Weltkrieg aus. Dawid war damals zwölf Jahre alt. Die Erfahrungen der Zeit
berührten den Jungen sehr, und er begann am 21. März 1940, seine Beobachtungen
in einem Tagebuch niederzuschreiben.
Dawid Rubinowicz schrieb sein Tagebuch in
fünf Schulhelfen auf. Die Notizen aus dem Jahr 1940 umfassen nur achteinhalb
Seiten. Die Buchstaben sind noch nicht perfekt, jedoch sehr ordentlich,
sorgfältig und lesbar. Die Notizen sind knapp, in lakonischem, kindlichen Stil
und sehr direkt gehalten. 1941 schrieb er öfter und regelmäßiger. Die Situationsbeschreibungen sind länger, die Überlegungen tiefgehender und immer
persönlicher. Dawids Schrift ist flüchtiger, kleiner und zeugt von mehr Übung.
Umschlag eines der Hefte, in die Dawid sein Tagebuch geschrieben hat
Auf dem Umschlag des fünften Hefts ist ein Siegel mit der Anschrift: „D. Rubinowicz Bodzentyn Kielecka Strasse Nummer 13” zu sehen. Das war die neue Adresse der Familie, nachdem sie in das Ghetto in Bodzentyn übersiedeln musste. Die Notizen aus den ersten fünf Monaten des Jahres 1942 befinden sich in dem letzten Heft, in dem die letzen fünf Seiten fehlen. Die letzte Zeile des Hefts, in dem ein Ereignis vom 1. Juni 1942 beschrieben wird, endet mit dem Anfang eines neuen Satzes. Vielleicht hat Dawid in dem Tagebuch weitergeschrieben...? Das wissen wir leider nicht.